Zusammengesetzte Verben mit zer-

 

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Grundbedeutung des Präfix zer-

Verben mit zer- haben fast immer eine Bedeutung wie kaputtmachen (zerstören, zerschlagen), kaputtgehen (zerfallen), die Form von etwas auflösen (Butter in der Pfanne zerlassen) oder etwas in seine einzelnen Teile zu zerlegen (zerteilen, zerhacken, zerbeißen, zerreißen, zerstoßen).  Man lässt ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen, anstatt es zu zerkauen,  damit man es länger genießen kann.

Transitiver und intransitiver Gebrauch

Einige dieser Verben können sowohl transitiv sein (d.h. ein Akkusativ-Objekt haben, das entspricht der Bedeutung kaputtmachen) als auch intransititv (kein Akkusativ-Objekt möglich, das entspricht der Bedeutung kaputtgehen):

Die Putzfrau hat die kostbare Vase zerbrochen.

(transitiv: die kostbare Vase ist Akkusativ-Objekt)

Manuela ist am Tod ihres geliebten Mannes zerbrochen.

(intransitiv; die Ursache, weshalb eine Person innerhlich zerbricht, immer als gebundene Präposition an mit Dativ, also genauso wie die Krankheit, an der jemand stirbt)

Passen Sie auf, dass Sie das Gemüse nicht zerkochen!

(transitiv: das Gemüse so lange kochen, bis es nur noch Matsch ist – kaputtmachen)

Während ich das Paket annehmen musste, zerkochte das Gemüse auf dem Herd.

(instransitiv: das Gemüse zermatscht, es geht kaputt)

Metaphorischer Gebrauch

Oft werden diese Verben in bildhafter (metaphorischer) Weise benutzt: Wenn ich mir den Kopf zerbreche, dann denke ich so angestrengt nach, dass es sich hinterher so anfühlt, als wäre mein Kopf kaputt. Wenn ich in einer Diskussion die Argumente eines anderen Diskussionsteilnehmers zerpflücke (so wie man bei einer Blüte ein Blütenblatt nach dem anderen abpflückt), dann versuche ich zu beweisen, dass die Argumente des anderen nicht logisch sind. Aber wenn der andere das nicht einsehen will, können wir stundenlang weiterdiskutieren, bis das Thema schließlich völlig zerredet ist – am Ende weiß keiner mehr, um was es eigentlich ging.

Zugewanderte Menschen, die um ihren Aufenthaltsstatus, um ihre Arbeitserlaubnis oder um Geld vom Jobcenter kämpfen müssen, fühlen sich von der deutschen Bürokratie oft regelrecht zermürbt, das heißt  weich oder schwach gemacht, so dass sie keine Kraft mehr haben für weitere Auseinandersetzungen.

Unterschied von zer- und ver-

Wichtig ist bei zer-: Das was kaputtgemacht wird oder kaputtgeht, ist anschließend noch da, wenn auch in Stücken!

Das zerbombte (von Bomben zerstörte) Haus liegt in Trümmern, aber die Steine sind noch da. Wenn unachtsame Spaziergänger ein Blumenbeet im Park zertreten, oder wenn zerstörungswütige Jugendliche das Blumenbeet sogar zertrampeln, dann liegen die abgebrochenen Pflanzen noch da – sonst würde man ja gar nicht sehen, dass hier einmal ein Blumenbeet war. Wenn bei einem Festessen die gebratene Gans zerteilt worden ist, liegen die Fleischstücke noch auf dem Bratenteller in der Mitte des Tisches. Erst wenn die Stücke an die Gäste verteilt worden sind, ist der Bratenteller leer. Und mein Kopf, den ich mir beim Schreiben dieses Textes zerbrochen habe, ist morgen noch da und funktioniert noch genauso gut.

Das ist der Unterschied zwischen den Verben mit zer- und einem Teil der Verben mit ver-, die einen Vorgang beschreiben, bei dem hinterher etwas verschwunden, vergangen oder verbraucht ist.