Nominalform und Verbalform

 

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Nominalform und Verbalform – was ist das?

In der deutschen Sprache sind die Nomen sehr wichtig. Sie werden mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, dadurch erkennt man sie leicht. Und du hast dich bestimmt schon über die Artikel geärgert, die nicht logisch erscheinen. Aber dazu gibt es auf ondaz hier eine Hilfe und auch Übungen.

Viele Nomen werden aus Verben gebildet. Zum Verb fahren gehört z.B. das Nomen die Fahrt. Und bei jedem Verb funktioniert die Nominalisierung mit das + Infinitiv: das Fahren. Wenn das Fahren anfängt, dich zu nerven, schimpfst du auf die Fahrerei. Das alles ist hier erklärt, und auch hierzu gibt es Übungen.

Die logische Beziehung eines Nomens zur Aussage eines Satzes wird durch Präpositionen ausgedrückt. Die einfachsten Beispiele sind Präpositionen des Ortes (lokale Präpositionen). Mit ihnen gibt man Antworten auf die Fragen wo?, wohin? und woher? Man ist in München bei den Großeltern, man fährt nach Hause, man kommt aus Syrien usw.

Nach kann auch zeitliche (temporale) Bedeutung haben: Nach den Sommerferien beginnt der Schwimmunterricht.

Wenn das Nomen hinter nach sich in ein Verb umformen lässt, kann man daraus einen temporalen Nebensatz machen:

Nach der Besichtigung des Schlosses war ich sehr hungrig. (Nominalform) ⇒ Nachdem ich das Schloss besichtigt hatte, war ich sehr hungrig. (Verbalform)

Oder, wenn vorher gesagt wurde, dass du mit anderen zusammen diese Schlossbesichtigung gemacht hast:

Nachdem wir das Schloss besichtigt hatten, war ich sehr hungrig.

Du siehst schon, die Nominalform ist eigentlich immer etwas kürzer als die Verbalform. Aber oft fehlen auch Informationen, die man für die Verbalform unbedingt braucht: Wer hat hier das Schloss besichtigt? Bei der Umformung der Nominalform in die Verbalform muss man also kreativ sein. Man muss nicht nur auf den einzelnen Satz schauen, sondern den gesamten Kontext eines Textes oder eines Gesprächs berücksichtigen. Und es gibt oft mehrere Möglichkeiten.

Es gibt auch Nomen, die aus Adjektiven gebildet sind. Sie bestehen meistens einfach aus dem Adjektiv und der Nachsilbe -heit oder -keit. Die häufigsten Beispiele sind Krankheit, Gesundheit oder Müdigkeit. Auch sie können zusammen mit einer Präposition eine Nominalform bilden, die du in die Verbalform umformen kannst. Dazu musst du eine Form von sein ergänzen. Eine Werbung für ein Medikament könnte z.B. so lauten:

Bei Müdigkeit und Erschöpfung hilft Hallowachin.

Die Verbalform wäre dann:

Wenn Sie müde oder erschöpft sind, hilft Ihnen Hallowachin.

Wann benutzt man die Nominalform, wann die Verbalform?

Kurze Hinweise

Die Werbung haben wir gerade erwähnt. Werbesprüche müssen kurz sein, sonst kann man sie sich nicht merken, und sie passen auf keine Plakatwand.

Wenn ein Weg über ein privates Grundstück führt, findet man oft ein Schild:

Privatweg! Benutzung auf eigene Gefahr!

Der Eigentümer schreibt nicht auf das Schild:

Wenn Sie diesen Weg benutzen, geschieht das auf eigene Gefahr – ich hafte nicht für Unfälle!

Dieser Text würde nicht auf das Schild passen. Die Nominalform eignet sich also für Hinweise, Anweisungen und Verbote.

Amtsdeutsch

Genau deshalb findet man die Nominalform auch häufig in Schreiben von Behörden. Das Jobcenter schreibt nicht:

Wir haben jetzt berücksichtigt, dass Ihre Heizkosten gestiegen sind, und zahlen Ihnen deshalb von jetzt an 10 Euro mehr pro Monat.

Sondern das Jobcenter schreibt:

Unter Berücksichtigung Ihrer gestiegenen Heizkosten werden Ihre monatlichen Leistungen nunmehr um zehn Euro erhöht.

Das ist in diesem Fall kaum kürzer. Beim Amtsdeutsch geht es eben auch darum, dass es unpersönlich und „objektiv“ klingt. Man sagt nicht, dass man etwas tut (wir berückichtigen), sondern man benennt einen Vorgang oder ein Ergebnis (Berücksichtigung). In der Nominalform wird oft nicht gesagt, wer etwas tut oder getan hat (siehe auch unpersönliche Ausdrucksweisen).

Wissenschaftssprache

Auch beim Schreiben wissenschaftlicher Texte versucht man, die schreibende Person möglichst in den Hintergrund treten zu lassen. Deshalb schreibt man nicht:

Nachdem ich mit 20 Schülerinnen und Schülern leitfadengestützte Gespräche geführt und diese mithilfe eine Software transkribiert hatte, habe ich dieses Material nach der dokumentarischen Methode ausgewertet.

sondern mach schreibt:

Nach leitfadengestützten Gesprächen mit 20 Schülerinnen und Schülern und deren software-unterstützter Transkription wurde dieses Material ….

Praktische Anwendung

Damit ist auch klar, warum wir uns hier mit Nominal- und Verbalform beschäftigen müssen.

  • Für die meisten von Euch genügt es, wenn ihr die Nominalform in die Verbalform „übersetzen“ könnt, damit ihr amtliche Schreiben und Formulare, aber auch Zeitungsartikel und gesprochene Nachrichten im Radio oder Fernsehen verstehen könnt. Ihr müsst nicht selbst in der Nominalform schreiben, und in der gesprochenen Sprache kommt die Nominalform sowieso kaum vor.
  • Wer aber in Deutschland studiert oder studieren will, der sollte die Nominalform auch aktiv beherrschen! Denn sonst riskierst du, dass deine Texte schlechter bewertet werden, weil sie nicht professionell klingen.

Hinweise für die „Übersetzung“ vom Verbal- in die Nominalform findest du hier: 

Übersicht: Präpositionen in der Nominalform und Konnektoren in der Verbalform

Nominalform Verbalform
Präposition Beispiel Konnektor Beispiel
temporal Gegenwart
bei (Dativ) Bei grünem Licht darfst du die Straße überqueren. wenn Wenn das Licht grün (geworden) ist, darfst du…
Wenn die Verkehrsampel grün leuchtet, darfst du…
Vergangenheit bei (Dattiv) Bei meiner Fahrprüfung war ich sehr aufgeregt. als Als ich meine Fahrprüfung gemacht habe, war ich…
Als ich für den Führerschein geprüft wurde, war ich…
Gleichzeitigkeit während (Genitiv) Während der Befragung des Kindes durch die Richterin wurde die Öffentlichkeit von der Gerichtsverhandlung ausgeschlossen. während Während das Kind von der Richterin befragt wurde, wurde die Öffentlichkeit…
Nachzeitigkeit nach (Dativ) Nach der Befragung des Kindes wurde die Öffentlichkeit wieder zugelassen. nachdem Nachdem das Kind befragt worden war, wurde die Öffentlichkeit…
Vorzeitigkeit vor (Dativ) Bitte diese Information nicht vor Ablauf der Sperrfrist veröffentlichen! bevor Bitte veröffentlichen Sie diese Information nicht, bevor die Sperrfrist abgelaufen ist!
Gleichzeitigkeit  des Beginns seit (Dativ) Seit der Veröffentlichung dieser Information erhalte ich pausenlos Telefonanrufe. seitdem Seitdem diese Information veröffentlicht wurde, erhalte ich…
Gleichzeitigkeit des Endes bis zu (Dativ) Bis zu seiner Pensionierung hat mein Vater bei der Polizei gearbeitet. bis Mein Vater hat bei der Polizei gearbeitet, bis er pensioniert wurde.
konditional positiv bei (Dativ) Bei geschlossener Schranke an der Haltelinie warten! (immer) wenn Warten Sie an der Haltelinie, wenn die Schranke geschlossen ist!
  negativ ohne (Akkusativ) Ohne Erlaubnis darfst du das Haus nicht verlassen. wenn nicht
ohne dass
Du darfst das Haus nicht verlassen,
wenn es dir nicht erlaubt wurde.
ohne dass es dir erlaubt wurde.
konzessiv trotz (Genitiv) Trotz der starken Kälte ging mein Sohn ohne Mütze zur Schule. obwohl Obwohl es sehr kalt war, ging mein Sohn…
kausal objektiv wegen / aufgrund (Genitiv) Wegen / anfgrund der Streckensperrung vor Dortmund musste der Zug umgeleitet werden. weil / da Weil / da die Strecke vor Dortmund gesperrt war, musste der Zug….
subjektiv angesichts (Genitiv) Angesichts der Übermacht des feindlichen Heeres entschloss sich Napoleon zum Rückzug. weil Napoleon entschloss sich zum Rückzug, weil (er sah, dass) das feindliche Heer übermächtig war.
modal durch (Akkusativ) Durch lautes Schreien machte der gestürzte Rentner auf sich aufmerksam. indem / dadurch, dass Der gestürzte Rentner machte auf sich aufmerksam, indem er laut schrie.
…machte dadurch auf sich aufmerksam, dass er laut schrie.
mit temporaler Nebenbedeutung: von diesem Augenblick an mit (Dativ) Mit dem Anklicken des Buttons „kostenpflichtig bestellen“ akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen. indem / damit, dass Damit, dass / Indem
Sie den Button …. anklicken, akzeptieren Sie…
Haupthandlung und gleichzeitige Nebenhandlung unter (Dativ) Unter lautem Schimpfen verließen die Gäste das Restaurant. indem / Hauptsatz mit „und dabei“ Die Gäste verließen das Restaurant,
indem sie laut schimpften.
und schimpften dabei laut.
konsekutiv infolge (Genitiv) Infolge starken Regens wurde die Straße überflutet. sodass / so … dass Es regnete stark, sodass die Straße…
Es regnete so stark, dass die Straße…
final zu (Akkusativ) Zum Essen haben wir angehalten. um … zu Wir haben angehalten um zu essen.
zwecks / zum Zweck(e) (Genitiv) Zwecks Beantragung eines Visums ist Wladimir zum Konsulat nach Bonn gereist.

Ahmad hat eine Aufenthaltserlaubnis zum Zwecke*) der Erwerbstätigkeit beantragt.

um … zu Wladimir ist zum Konsulat nach Bonn gereist, um ein Visum zu beantragen.
Ahmad hat eine Aufenthaltserlaubnis beantragt, um erwerbstätig zu sein.
Voraussetzung für (Akkusativ) Für die Erteilung einer Niederlassungserlaubnis müssen Sie über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen. damit Damit Ihnen eine Niederlassungserlaubnis erteilt werden kann, müssen Sie…
adversativ entgegen (Dativ) / im Gegensatz zu (Dativ) Entgegen den auf Telegram verbreiteten Behauptungen ist bisher niemand an der Corona-Impfung gestorben. während Während auf Telegram behauptet wird, dass viele Menschen an der Corona-Impfung gestorben seien, ist in Wirklichkeit kein solcher Fall bekannt.

*) Zum Zwecke ist  typische Gesetzessprache – ansonsten benutzt man das eigentlich nicht. Aber weil es in Gesetzen vorkommt, kommt es natürlich auch in amtlichen Schreiben vor.

Wie alles miteinander zusammenhängt – Hinweise auf verwandte Themen auf ondaz.de

Weitere Informationen und Übungen

Die Umformung von der Nominal- in die Verbalform behandelt dieses Video: 

Und Übungen dazu findest du hier.

Für Fortgeschrittene, die aktiv Wissenschaftssprache und Amtsdeutsch beherrschen wollen, gibt es hier Übungen in der umgekehrten Richtung: Umformung von der Verbal- in die Nominalform.