Konditionalsätze

 

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Was sind Konditionalsätze?

Konditionalsätze drücken aus, dass etwas unter einer bestimmten Bedingung passiert oder passieren soll. In der einfachsten Form werden sie mit wenn eingeleitet:

Wenn die Verkehrsampel rot zeigt, darf man die Straße nicht überqueren.

Wenn: ein ungenaues Verbindungswort

Wenn ist allerdings ein ungenaues Verbindungswort. Es kann nämlich auch einen Temporalsatz einleiten, der sich auf ein Ereignis in der Zukunft bezieht:

Wenn der Frühling kommt, blühen die Bäume.

Wenn der Frühling kommt ist hier eine Zeitangabe in der Zukunft, keine Bedingung, denn der Frühling kommt ja bestimmt. Der Satz gibt Antwort auf die Frage: Wann blühen die Bäume?, nicht Unter welcher Bedingung blühen die Bäume? Wo die englische Sprache deutlich unterscheidet zwischen when und if und die französische zwischen quand und si, sagen wir im Deutschen in beiden Fällen wenn.

Alternativen zu wenn

Statt wenn kann man auch falls benutzen:

Falls am Sonntag die Sonne scheint, machen wir einen Spaziergang.

Falls ist die Kurzform von im Falle, dass (die Sonne scheint) und drückt eindeutig aus, dass es sich um eine Bedingung handelt. Es klingt aber auch förmlicher als wenn und drückt die Unsicherheit der Bedingung aus: Es ist ja nicht sicher, dass am Sonntag die Sonne scheint; vielleicht scheint sie, aber vielleicht auch nicht.

Eine andere Möglichkeit ist sofern. Sofern ist noch förmlicher als falls und drückt noch stärker aus, dass das Eintreten der Bedingung unwahrscheinlich ist. Sofern findet sich oft in offiziellen Schreiben:

Sofern Sie die Rechnung bereits bezahlt haben, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als gegenstandslos.

Dieser Satz könnte in einer Erinnerung wegen einer noch nicht bezahlten Rechnung stehen. Er gehört zum „Amtsdeutsch“ und würde in normalem Deutsch heißen:

Wenn Sie die Rechnung schon bezahlt haben, ist alles gut, und Sie brauchen nichts weiter zu tun.

(Typisch für „Amtsdeutsch“ ist auch, dass man bereits statt schon schreibt.)

Unwahrscheinlichkeit einer Bedingung betonen

Dass eine Bedingung eher unwahrscheinlich ist (oder dass jedenfalls die sprechende Person sie für unwahrscheinlich hält), kann man durch das Modalverb sollen im Konjunktiv II zum Ausdruck bringen:

Sofern Sie die Rechnung bereits bezahlt haben sollten, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als gegenstandslos.

Konditionalsätze ohne Verbindungswort

Konditionalsätze können auch aus zwei Hauptsätzen ohne Verbindungswort gebildet werden:

Sollten Sie Rechnung bereits bezahlt haben, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als gegenstandslos.

Entscheidend ist hier, dass das finite Verb auf Platz 1 rückt. Das macht auch den ersten Satzteil zu einem Hauptsatz. Die Satzstellung ist hier also wie bei einem Fragesatz! Dass es aber kein Fragesatz ist, erkennst du daran, dass diese Satzstellung zweimal hintereinander kommt. Beim geschriebenen Text siehst du es auch daran, dass am Ende kein Fragezeichen steht.

Diese Konstruktion ist auch möglich, wenn die Bedingung nicht unwahrscheinlich ist. Dann verzichtet man auf sollen im Konjunktiv II und sagt einfach:

Zeigt die Verkehrsampel rot, bleiben Sie am Straßenrand stehen!

Die Konstruktion mit dem finiten Verb auf Platz 1 kann also auch ganz einfache Konditionalsätze mit wenn ersetzen. Sie drückt Allgemeingültigkeit aus und passt daher gut zu Sprichwörtern:

Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
Kommt Zeit, kommt Rat.
(≈ Wenn du einfach eine Weile abwartest, wird dir schon eine Lösung einfallen.)

Feste Satzstellung bei Konditionalsätzen ohne Verbindungswort

Bei unseren Anfangsbeispielen kann man die Satzteile problemlos vertauschen:

Wenn die Verkehrsampel rot zeigt, darf man die Straße nicht überqueren.
= Man darf die Straße nicht überqueren, wenn die Verkehrsampel rot zeigt.

Falls am Sonntag die Sonne scheint, machen wir einen Spaziergang.
= Wir machen am Sonntag einen Spaziergang, falls die Sonne scheint.

Sofern Sie die Rechnung bereits bezahlt haben, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als gegenstandslos.
= Betrachten dieses Schreiben bitte als gegenstandslos, sofern Sie die Rechnung bereits bezahlt haben.

Aber ohne Verbindungswort muss der Satz, der die Bedingung enthält, immer vorne stehen. Aus

Zeigt die Verkehrsampel rot, bleiben Sie am Straßenrand stehen!

kann man nicht machen:

Bleiben Sie am Straßenrand stehen, zeigt die Verkehrsampel rot.

Dieser Satz ist unsinnig: Es wird behauptet, dass die Verkehrsampel deshalb rot wird, weil jemand stehen bleibt. Das Verhältnis von Bedingung und Folge wird also umgedreht.

Merke: Bei Konditionalsätzen ohne Verbindungswort kommt die Bedingung immer im ersten Satzteil.

Einteilige Konditionalsätze mit Präposition und Nomen

Statt durch einen eigenständigen Satzteil kann die Bedingung auch durch ein Nomen mit Präposition ausgedrückt werden. Präpositionen, die in diesem Zusammenhang vorkommen, sind vor allem bei, aber auch mit bzw. ohne und unter.

Bei Rot darf man die Straße nicht überqueren.

Bei Sonnenschein am Sonntag machen wir einen Spaziergang.

Mit anhaltenden Atembeschwerden müssen Sie zum Arzt gehen.
= Wenn Sie anhaltende Atembeschwerden haben, müssen Sie zum Arzt gehen.

Ohne Maske dürfen Sie den Laden nicht betreten.
=Wenn Sie keine Maske tragen, dürfen Sie den Laden nicht betreten.

Unter Alkoholeinfluss dürfen Sie nicht Auto fahren.
= Wenn Sie Alkohol getrunken haben, dürfen Sie nicht Auto fahren.

Diese verkürzte Ausdrucksweise ist nur möglich, wenn es ein passendes Nomen gibt. Das Nomen muss den Sachverhalt ausdrücken, der beim ausführlichen Konditionalsatz durch das Verb ausgedrückt wird. Im Beispiel Bei Rot darf man die Straße nicht überqueren wird einfach die Farbe, die die Verkehrsampel zeigt, zum Nomen gemacht und deshalb mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Sonnenschein ist das Nomen zu die Sonne scheint. Oft muss das Verb gar nicht im Nomen ausgedrückt werden, weil klar ist, dass man Atembeschwerden hat oder eine Maske trägt.

Wenn es kein passendes Nomen gibt, das den gesamten Sachverhalt ausdrückt, wird auch oft das Partizipt Perfekt (das „Zustandspassiv“) benutzt:

Bei geschlossener Schranke an der weißen Linie anhalten!
= Wenn die Schranke geschlossen ist, halten Sie an der weißen Linie an!

Um verkürzte Konditionalsätze mit Präposition und Nomen zu verstehen und zu bilden, ist es nützlich, sich mit der Nominalisierung von Verben auszukennen: Wie macht man aus Verben Nomen? Und wie erkennt man, welches Verb in einem Nomen steckt?

Und für die Verwendung von anderen Präpositionen als bei ist die Zuordnung von bestimmten Präpositionen zu Verben und Nomen wichtig, also die gebundenen Präpositionen. Hier lernt man z.B., dass man unter dem Einfluss von etwas steht, in unserem Beispiel also unter dem Einfluss von Alkohol.

Konditionalsätze mit irrealer Bedingung

Konditionalsätze mit irrealer Bedingung handeln von etwas, was man wünscht oder auch fürchtet, was aber nicht passiert (irreal = nicht wirklich). Man erkennt diese Sätze am Konjunktiv II in beiden Satzteilen. Das klassische Beispiel für diese Art von Sätzen ist wieder ein Sprichwort:

Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär‘,
wär‘ das Leben halb so schwer.

Und in Gedanken folgt dann immer der Seufzer: Aber leider existiert das Wörtchen „wenn“, und das Leben ist eben doch oft schwer.

Mit irrealen Bedingungssätzen können wir auch einen Vorwurf ausdrücken:

Wenn du aufgepasst hättest, hättest du die Milch nicht verschüttet!

(Aber nun ist es passiert, die Milch fließt über den Tisch: Das ist deine Schuld!)

Bei Konditionalsätzen mit irrealer Bedingung ist durch den zweimaligen Konjunktiv II klar, dass wenn hier eine konditionale (und nicht eine temporale) Bedeutung hat. Deshalb gibt es hier weniger Anlass, auf falls oder sofern auszuweichen. Aber grammatisch korrekt ist auch das:

Falls du aufgepasst hättest, hättest du die Milch nicht verschüttet!
Sofern du aufgepasst hättest, hättest du die Milch nicht verschüttet!

Möglich ist auch die Form mit zwei Hauptsätzen ohne Verbindungswort:

    Hättest du aufgepasst, hättest du die Milch nicht verschüttet!

Und auch die Kurzform mit Präposition und Nomen:

Bei hinreichender Aufmerksamkeit hättest du die Milch nicht verschüttet!

Diese gestelzte Ausdruckweise wirkt komisch, wenn es um verschüttete Milch geht. Aber sie passt z.B. in eine Abmahnung. Das ist ein Brief, mit dem der Arbeitgeber eine Kündigung für den Fall androht, dass die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer sich nicht mehr anstrengt. Beispiel aus einem Gartenbaubetrieb:

Bei hinreichender Aufmerksamkeit wäre Ihnen nicht entgangen, dass die Bewässerung der Frühlingsblumen ausgefallen war. Dass nun die ganze Partie vertrocknet ist, haben Sie zu verantworten.

Video

Hier kannst du das alles noch einmal im Video sehen:

 

Und hier geht es weiter zu den Übungen!