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Inhaltsübersicht
Was sind Relativsätze?
Relativsätze sind Nebensätze, die ein Nomen oder Pronomen im Hauptsatz näher beschreiben. Das war jetzt schon ein Beispiel für einen Relativsatz:
Relativsätze sind Nebensätze, die…
Der mit die eingeleitete Relativsatz beschreibt das Wort Nebensätze aus dem Hauptsatz genauer. Die bezieht sich auf Nebensätze. Man kann auch sagen: Nebensätze ist das Bezugswort des Relativpronomens die. Relativpronomen heißen so, weil sie eine Relation, einen Bezug zu einem Element des Hauptsatzes herstellen.
Manche Relativsätze ergänzen auch die Gesamtaussage des Hauptsatzes – die behandeln wir am Ende dieses Artikels.
Relativsätze haben die gleiche Funktion wie ein Attribut (Adjektiv oder Partizip):
a) In unserem Vorgarten steht ein blühender Baum. = b) In unserem Vorgarten steht ein Baum, der blüht.
In diesem Beispiel ist der einteilige Satz besser, weil der Relativsatz unnötig umständlich ist. Anders im folgenden Beispiel:
a) Ich kenne die vor der Tür stehende Frau. = b) Ich kenne die Frau, die vor der Tür steht.
Hier sind zwar auch beide Sätze grammatisch korrekt und haben die gleiche Bedeutung, aber hier ist der Relativsatz (also Variante b) weituas eleganter. Und je mehr Einzelheiten zu der Beschreibung der Frau hinzukommen, desto nötiger brauchen wir einen Relativsatz:
Ich kenne die Frau, die vor der grünen Tür mit dem kaputten Guckfenster steht.
Bildung von Relativsätzen
Beim Relativsatz muss man drei Dinge beachten:
1. Wie bei jedem Nebensatz steht das finite Verb am Ende. Bei trennbaren Verben wird dabei die Trennung aufgehoben:
Die Frau steht vom Stuhl auf. Ich kenne die Frau, die vom Stuhl aufsteht.
2. Der Relativsatz beginnt mit einem Relativpronomen – in unserem Beispiel die. Das Relativpronomen richtet sich mit Genus (der – die -das) und Numerus (Singular oder Plural) nach dem Bezugswort, also dem Nomen, das es beschreibt: die Frau, die … / der Mann, der… /das Kind, das…. Die meisten Relativpronomen sind die gleichen wie die jeweiligen Artikel. Anders sind nur dessen (Genitiv Singular Masculinum & Neutrum), deren (Genitiv Singular Femininum und allgemein im Plural) und denen (Dativ Plural). Beispiele:
Der Mann, dessen Tochter im Krankenhaus liegt…. (Die Tochter des Mannes…)
Das Mädchen, dessen Puppe im Vorgarten liegt…. (Die Puppe des Mädchens…)
Die Nachbarn, deren Haus gestern abgebrannt ist… (Das Haus der Nachbarn…)
Die Nachbarn, denen wir gestern Essen gebracht haben… (Wir haben den Nachbarn Essen gebracht.)
3. Aber der Kasus (Nominativ – Genitiv – Dativ – Akkusativ) des Relativpronomens richtet sich nach seiner grammatischen Funktion im Relativsatz. Der Kasus des Relativpronomens ist also unabhängig vom Kasus des Bezugsworts.
Der Hund, der einen weißen Fleck auf der Nase hat, ist weggelaufen. = Der Hund ist weggelaufen. Er hat einen weißen Fleck auf der Nase. – Nominativ!
Die Autos, die hinter dem Haus stehen, sind kaputt. = Die Autos sind kaputt. Sie stehen hinter dem Haus. – Ebenfalls Nominativ, aber Plural!
Die Suppe, die Ina gekocht hat, ist noch heiß. = Die Suppe ist noch heiß. Ina hat sie gekocht. – Akkusativ!
Der Bettler, dem ich gestern einen Euro gegeben habe, war heute im Supermarkt. = Der Bettler war heute im Supermarkt. Ich habe ihm gestern einen Euro gegeben. – Dativ!
Das Kind, dessen Mütze wir gefunden haben, spielt gerade auf der Wiese. = Das Kind spielt auf der Wiese. Wir haben seine Mütze gefunden. – Genitiv!
Das Kind, dem ich einen Apfel geschenkt habe, ist fünf Jahre alt.
Das Relativpronomen bekommt in diesem Beispiel aus dem Relativsatz den Dativ und vom Bezugswort Singular und Neutrum – siehe untenstehende Tabelle.
Übersicht über die Relativpronomen
(rot = Formen, die sich von den entsprechenden Artikeln unterscheiden)
Singular |
Plural |
|||
Maskulinum | Femininum | Neutrum | ||
Nominativ | der | die | das | die |
Akkusativ | den | die | das | die |
Dativ | dem | der | dem | denen |
Genitiv | dessen | deren | dessen | derer |
Satzbau: Wohin mit dem Relativsatz?
Du hast an den Beispielen schon gesehen: Ein Relativsatz wird meistens in den Hauptsatz eingeschoben, und zwar direkt hinter dem Bezugswort. Wenn der Relativsatz einmal nicht eingeschoben ist, sondern den zweiten Teil des Satzes bildet, liegt das daran, dass das Bezugswort im Hauptsatz hinten steht:
Da ist der Mann, den wir gestern am Bahnhof gesehen haben.
Anders als zum Beispiel bei Kausalsätzen oder Konzessivsätzen kannst du Hauptsatz und Relativsatz nicht vertauschen. Du kannst also nicht mit dem Relativsatz beginnen, weil dann das Relativpronomen nicht hinter dem Bezugswort stehen kann und beziehungslos „in der Luft“ hängt. – Eine Ausnahme stellen die sogenannten generalisierenden Relativsätze dar, um die wir uns hier aber nicht kümmern.
Zur Regel „Relativsatz hinter dem Bezugswort einschieben“ gibt es eine Ausnahme. Schau dir diesen Satz an:
Ich möchte die Frau, die ich im Urlaub kennengelernt habe, heiraten.
Das ist grammatisch korrekt, aber nicht schön, weil der Infiniv heiraten am Endes des Satzes allein herumsteht. Das kann immer passieren, wenn das finite Verb ein Modal- oder Hilfsverb ist. Also auch in diesem Beispiel:
Ich habe die Frau, die ich im Urlaub kennengelernt habe, geheiratet.
Um diese Sätze eleganter zu machen, darf man von der Regel „Relativsatz hinter dem Bezugswort“ abweichen:
Ich möchte die Frau heiraten, die ich im Urlaub kennengelernt habe.
Ich habe die Frau geheiratet, die ich im Urlaub kennengelernt habe.
Hier ist immer noch klar, dass die Frau das Bezugswort des Relativpronomens ist, denn eine Verbform (heiraten, geheiratet) kann kein Bezugswort für eine Relativpronomen sein.
Sobald aber der zweite Teil des Verbs aus dem Hauptsatz nicht mehr allein am Ende steht, sollte der Relativsatz eingeschoben werden:
Ich möchte die Frau, die ich im Urlaub kennengelernt habe, im Dezember heiraten.
Ich habe die Frau, die ich im Urlaub kennengelernt habe, kurze Zeit später geheiratet.
Pronomen als Bezugswörter
Relativsätze können sich nicht nur auf Nomen beziehen, sondern auch auf Pronomen:
Unsere Nachbarn sind beide berufstätig. Sie, die im Unterschied zu ihm studiert hat, ist Lehrerin. Er, der eher handwerklich begabt ist, arbeitet in einer Tischlerei.
Relativsätze mit Präpositionen
Wenn das Verb im Relativsatz mit einer Präposition gebraucht wird, dann steht die Präposition vor dem Relativpronomen:
Ich stelle die Teller auf den Tisch. Den Tisch habe ich von Oma geerbt. Den Tisch, auf den ich die Teller stelle, habe ich von Oma geerbt.
Das ist besonders wichtig bei feststehenden Kombinationen von Verb und Präposition, den sogenannten gebundenen Präpositionen.
Das Vorstellungsgespräch, auf das ich mich gestern vorbereitet habe, ist heute um 10 Uhr. (sich vorbereiten auf – Akkusativ)
Die Stelle, für die ich mich interessiert habe, ist schon vergeben. (sich interessieren für – Akkusativ)
Die Aufgabe, um die sich Eda kümmert, ist herausfordernd. (sich kümmern um – Akkusativ)
Der Kasus des Relativpronomens richtet sich dann danach, welchen Kasus diese Präposition verlangt:
Die Firma, bei der ich zehn Jahre lang beschäftigt war, stellte Autoteile her. (beschäftigt sein bei – Dativ)
Die Kritik, trotz derer wir die Maßnahme durchgeführt haben, kam von den Anwohnern. (konzessiver Zusammenhang mit trotz – Genitiv)
Indefinite Relativsätze
Es gibt auch Relativsätze, die sich nicht auf ein Nomen, sondern auf ein Indefinitpronomen beziehen. Indefinitpronomen sind Wörter wie jemand, nichts oder alles. Bei einem Indefinitpronomen, das sich auf eine Person bezieht – also jemand – werden die gleichen Relativpronomen benutzt wie oben:
Kennst du jemanden, der sich für diese Aufgabe eignen würde?
In gendergerechter Sprache versucht man, den maskulinen Ursprung von jemand (jeder Mann) zu überwinden und durch das doppelte Relativpronomen auszudrücken, dass eine Frau ebensogut in Frage kommt:
Kennst du jemanden, die oder der sich für diese Aufgabe eignen würde?
Bei nichts oder alles als Bezugswort lautet das Relativpronomen was:
Das ist alles, was ich sagen kann. (was im Akkusativ)
Es gibt nichts, was einer Einigung im Wege stehen könnte. (was im Nominativ)
Wird in dem Relativsatz, der sich auf ein Indefinitpronomen bezieht, ein Verb mit einer gebundenen Präposition verwendet, dann setzt sich das Relativpronomen aus wo(r)- und der Präposition zusammen:
Das ist alles, worüber ich sprechen möchte. (sprechen über)
Es gibt nichts, wovor sie Angst hat. (Angst haben vor)
Er hat nichts, worauf er stolz sein könnte. (stolz sein auf)
Die Fragewörter mit Präposition (Worauf bist du stolz?) dienen also zugleich als indefinite Relativpronomen. Das -r- wird immer dann eingeschoben, wenn ansonsten zwei Vokale aufeinandertreffen würden, also bei allen Präpositionen, die mit einem Vokal (a – e – i – u – ü) beginnen (Präpositionen mit den übrigen Vokalen ä – o – ö gibt es nicht).
Relativsätze, die sich auf den gesamten Hauptsatz beziehen
Herr Özil wurde innerhalb einer Ortschaft mit Tempo 100 geblitzt, was zum Entzug seines Führerscheins führte.
Das Relativpronomen was bezieht sich hier weder auf Herrn Özil noch auf Ortschaft oder Tempo 100, sondern auf den gesamten Vorgang. Das gleiche passiert im Zusammenhang mit Verben mit einer gebundenen Präposition:
Unsere Großmutter war an Krebs erkrankt, woran sie schließlich starb.
Man erkrankt oder stirbt an einer Krankheit. Woran bezieht sich nicht auf ein einzelnes Wort im Hauptsatz, sondern auf die komplette Aussage an Krebs erkrankt. Mit dem Wort woran kann man auch nach diesem Sachverhalt fragen:
Woran ist deine Großmutter gestorben?
So ist es mit einer ganzen Liste von Wörtern, die aus wo und einer Präposition zusammengesetzt sind. Wie schon oben beim Bezug auf alles und nichts gezeigt wurde, wird zwischen wo und der Präposition ein -r- eingefügt, wenn es andernfalls zum Zusammentreffen von zwei Vokalen kommen würde – also: wobei (ohne -r-), aber worauf (mit -r-).
Übersicht und Beispielsätze
wobei | Der Einbrecher stieg über die Gartenmauer, wobei er von den Nachbarn beobachtet wurde. | Wobei wurde der Einbrecher beobachtet? |
wodurch | Dem Fahrer fiel die Zigarette aus der Hand, wodurch das ganze Auto in Brand geriet. | Wodurch geriet das Auto in Brand? |
wofür | Unsere Nachbarin hat sich ihr Leben lang um behinderte Kinder gekümmert, wofür sie jetzt das Bundesverdienstkreuz erhalten soll. | Wofür soll sie das Bundesverdienstkreuz erhalten? |
wogegen | Shirins BAföG-Antrag wurde abgelehnt, wogegen sie innerhalb von vier Wochen Widerspruch einlegen kann. | Wogegen kann sie Widerspruch einlegen? |
woher | Zufällig habe ich ein privates Telefongespräch meiner Kollegin mitbekommen, woher ich weiß, dass sie von ihrem Mann getrennt lebt. | Woher weißt du das? |
wohin | Muhiddin floh nach Deutschland, wohin ihm seine Familie erst zwei Jahre später folgen konnte. | Wohin folgte ihm seine Familie? |
womit | Die Außenministerin ließ den russischen Botschafter zu sich kommen, womit sie deutlich ihre Missbilligung der jüngsten Äußerungen des russischen Außenministers zum Ausdruck brachte. | Womit brachte sie zum Ausdruck, dass sie die Äußerungen des russischen Außenministers missbilligt? |
wonach | Der Mann erzählte mir lang und breit von seinen Streitereien mit seinen Nachbarn, wonach ich ihn überhaupt nicht gefragt hatte. | Wonach hast du den Mann gefragt? |
woran | Die Marktfrau trug einen schwarzen Hut und einen Poncho, woran man ihre Zugehörigkeit zur indigenen Bevölkerung erkennen konnte. | Woran konnte man ihre Zugehörigkeit erkennen? |
worauf | Mein Onkel hat mir seine Unterstützung zugesagt, worauf ich mich verlassen habe. | Worauf hast du dich verlassen? |
woraus | Im Körper des Toten fand man eine Pistolenkugel, woraus die Polizei schloss, dass er erschossen wurde. | Woraus hat die Polizei geschlossen, dass der Tote erschossen wurde? |
worin | Wir haben leider vergessen, unsere Tante zur Hochzeit einzuladen, worin diese einen Grund sah, jeglichen Kontakt mit uns abzubrechen. | Worin hat die Tante einen Grund gesehen, den Kontakt abzubrechen? |
worüber | Das Gartentor der Nachbarn stand weit offen, worüber wir uns gleich gewundert haben. | Worüber habt ihr euch gewundert? |
worum | Der Wasserhahn war immer noch undicht, worum sich eigentlich der Hausmeister hätte kümmern sollen. | Worum hätte sich der Hausmeister kümmern sollen? |
worunter | Die letzten drei Sommer waren heiß und trocken, worunter die Wälder stark gelitten haben. | Worunter haben die Wälder so stark gelitten? |
wovon | Die ganze Familie meiner Cousine war an Corona erkrankt, wovon ich aber erst zwei Wochen später erfahren haben. | Wovon hast du erst zwei Wochen später erfahren? |
wovor | Nachts kam es auf diesem Abschnitt der Autobahn oft zu Unfällen, wovor ich jedes Mal Angst hatte, wenn ich dort fahren musste. | Wovor hattes du Angst? |
wozu | Die Feuerwehr musste die brennende Scheune löschen, wozu sie einen langen Schlauch verwendete. | Wozu verwendete die Feuerwehr einen langen Schlauch? |
Zu dieser Liste gibt es eine Ausnahme: die Präposition wegen. Wenn aus ihr ein Relativpronomen oder ein Fragewort gemacht werden soll, kombiniert man nicht mit wo, sondern mit was, und das was wird dann auch noch abgeschwächt zu wes:
weswegen | Der Angeklagte hat seinen Nachbarn erschossen, weswegen er zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. | Weswegen wurde er verurteilt? Wegen was wurde er verurteilt? |
Unterschied von Bezugnahme auf ein Wort und auf den ganzen Satz
- Das Fest, auf das ich mich immer am meisten freue, ist Weihnachten.
- Zu Weihnachten gibt es Geschenke, worauf ich mich immer sehr freue.
Beide Male haben wir das Verb mit gebundener Präposition sich freuen auf. Aber bei Satz 1 wird Bezug genommen auf das Fest, bei Satz 2 auf den gesamten Vorgang des Beschenkens, also den gesamten Hauptsatz zu Weihnachten gibt es Geschenke.
Hier findest du einige Übungen zu Relativsätzen.
Weitere Übungen (als pdf zum Ausdrucken) findest du auf mein Deutschbuch.