Zusammengesetzte Verben

 

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Über zusammengesetzte Verben

Die deutsche Sprache zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Verben aus. Dabei spielen zusammengesetzte Verben eine wichtige Rolle: Aus einer überschaubaren Anzahl von Stammverben entsteht ein Vielfaches an zusammengesetzten Verben, indem man bestimmte Vorsilben oder Wörter (Präpositionen, Adverbien oder Adjektive) davorsetzt. Man nennt diese davorgesetzten Bestandteile von Verben auch Präfixe.

Für Deutsch Lernende hat das Zusammensetzen einen großen Vorteil: Wenn man die Formen eines Stammverbs kennt, kann man auch alle Formen der zusammengesetzten Varianten richtig bilden. Beispiel:

laufen – lief – gelaufen
ablaufen – lief ab – abgelaufen

Der Nachteil: Was die zusammengesetzen Varianten eines Verbs bedeuten, ist nicht immer einfach zu erkennen, und oft haben sie in unterschiedlichen Zusammenhängen auch unterschiedliche Bedeutungen. Beispiel:

Es gibt in Dortmund einen Marathonläufer, der im Training alle Straßen von Dortmund ablaufen will. (die gesamte Strecke laufen)
Dieser Ausweis ist nicht mehr gültig, er ist abgelaufen. (die Zeit der Gültigkeit ist vorbei)

Ohne zusammengesetzte Verben kann man im Deutschen nur ganz einfache Dinge ausdrücken. Diese Einleitung könnte man ohne zusammengesetze Verben und ohne Nomen und Adjektive, die von ihnen abgeleitet sind, überhaupt nicht schreiben. Schauen wir uns also an, was bis hier an Zusammensetzungen vorgekommen ist:

leiten, leitete, geleitet: ab|leiten, ein|leiten, die Ein|leitung (trennbar: ich leite ein, ich habe eingeleitet)

zeichnen, zeichnete, gezeichnet: (sich) aus|zeichnen durch (= besonders sein, sich von anderen Sprachen unterscheiden – trennbar: ich zeichne mich aus, ich habe mich ausgezeichnet

scheiden, schied, geschieden: unter|scheiden, der Unter|schied (untrennbar: ich unterscheide, ich habe unterschieden)

setzte, setzte, gesetzt: davor|setzen, zusammen|setzen, Zusammen|setzung (trennbar: ich setze zusammen)

schauen, schaute, geschaut: über|schauen, über|schaubar (untrennbar: ich überschaue, ich habe überschaut)
aber auch: an|schauen (trennbar: ich schaue an, ich habe angeschaut)

deuten, deutete, gedeutet: be|deuten, Be|deutung (untrennbar: es bedeutet, es hat bedeutet)

drücken, drückte, gedrückt: aus|drücken, Aus|druck

kommen, kam, gekommen: vor|kommen, vor|ge|kommen

Unterschiedliche Zusammensetzung bei Verben und bei Nomen

Zusammengesetzte Nomen (Komposita) werden meistens aus zwei oder mehr Nomen gebildet, z.B. Straßen|bahn. Oft wird dabei ein Fugenelement dazwischen geschoben, z.B. Infektion|s|schutz. Die Wörter, aus denen ein solches Nomen zusammengesetzt ist, kommen immer auch selbstständig vor und haben eine eigene Bedeutung.

Bei den zusammengesetzten Verben ist das anders. Man verbindet nicht zwei Verben miteinander, sondern man setzt eine Vorsilbe oder eine andere Wortart vor das Verb. Man nennt das, was davorgesetzt wird, ein Präfix. Fugenelemente gibt es dabei nicht. Und nicht alle Präfixe kommen als selbstständige Wörte vor. Es gibt unselbstständige Präfixe, die nicht für sich allein stehen können und die keine klare Bedeutung haben.

Trennbare und untrennbare Verben

Manche zusammengetzte Verben werden wieder getrennt, wenn man sie im Satz benutzt, andere nicht. Das hat Auswirkungen auf die Satzstellung, auf die Bildung des Partizips, das man für Perfekt, Plusquamperfekt und Passiv braucht, und auf die Stellung von zu bei Sätzen mit (um) zu.

trennbar: ankommen: Ich komme an. Ich bin angekommen. Ich versuche, rechtzeitig anzukommen. Ich gehe schneller, um rechtzeitig anzukommen.

untrennbar: entscheiden: Ich entscheide. Ich habe entschieden. Es fällt mir schwer, zu eintscheiden. Ich sammle Informationen, um zu entscheiden.

Untrennbar heißt also:

  1. Das Stammverb und das Präfix bleiben im Aussagesatz zusammen.
  2. Das Partizip wird ohne -ge- gebildet – beim untrennbaren Verb ist kein Platz, um etwas dazwischenzuschieben.
  3. Darum kann auch das zu nicht dazwischengeschoben werden. Da man aber den Satz ohne zu nicht verstehen kann, steht es vor der untrennbaren Verbform.

Man erkennt trennbare und untrennbare Verben an der Betonung, die in den Beispielen durch Unterstreichung gekennzeichnet wurde:

  • Betonung auf dem Verbstamm = untrennbar: er|kennen
  • Betonung auf dem Präfix = trennbar: ein|schieben.

Hier findest du eine alphabetische Liste zusammengesetzter Verben:

Präfixe

Ob ein zusammengesetztes Verb trennbar oder untrennbar ist, erkennt man aber meistens auch daran, zu welcher Gruppe von Wörtern das Präfix gehört. Hier am Beispiel von Zusammensetzungen mit stellen (mit möglichen Nominalisierungen):

immer untrennbar abhängig von Betonung und Bedeutung untrennbar abhängig von Betonung und Bedeutung trennbar immer trennbar
be|stellen / Be|stellung um|stellen: Die Polizeit hat das Haus des Verdächtigen umstellt. um|stellen: Wenn die Winterzeit beginnt, müssen wir die Uhren umstellen. Hast du deine Uhr schon umgestellt? ab|stellen
ent|stellen / Ent|stellung unter|stellen: Die Kreispolizei ist dem Landrat unterstellt. unter|stellen: Als es regnete, haben wir uns im Wartehäuschen untergestellt. an|stellen / die An|stellung
er|stellen / Er|stellung auf|stellen / die Auf|stellung
ver|stellen / Ver|stellung aus|stellen / die Aus|stellung
Weitere immer untrennbare Präfixe sind: ebenso:
her
|stellen, zu|stellen, vor|stellen
ge-, hinter-, miss-, wider-, zer-

Sie werden aber nicht mit stellen kombiniert.

Mit Ausnahme von hinter- und wider- kommen die immer untrennbaren Präfixe nicht als selbstständige Wörter vor.

Weitere Präfixe, die sowohl als untrennbare wie als trennbare vorkommen:
durch-, über-, voll-
außerdem zahlreiche  Adverbien des Ortes als Präfixe:
dahin|stellen, davor|stellen, voran|stellen, weg|stellen und viele mehr

Zu den unselbstständigen Präfixen, die immer untrennbar sind, kannst du hier mehr erfahren.

Doppelte Präfixe

Manchmal wird ein Verb, das bereits zusammengesetzt ist, mit einem weiteren Präfix versehen. Ob ein solches Verb trennbar oder untrennbar ist, richtet sich nach dem ersten Präfix.

er|kennen ⇒ an|erkennen – ich erkenne an – die Anerkennung
be|stellen ⇒ ab|bestellen – ich bestelle ab – die Abbestellung

Wenn das erste der beiden Präfixe zur immer untrennbaren Gruppe gehört (be-, ent-, er-, ge-, hinter-, wider-, zer-), dann erfolgt die Bildung oft auf dem Umweg über eine Nominalisierung:

ein|fließen – der Einfluss ⇒ be|einflussen
ausgeben – die Ausgabe ⇒ ver|ausgaben

Zusammengesetzte Verben mit ausgestorbenem Stammverb

ab|statten (einen Besuch abstatten – engl. to pay a visit)
aus|statten (mit Kleidung, Geräten oder Geld versorgen – engl. to equip)
be|statten (einen Toten oder seine Asche begraben oder beerdigen)
er|statten (z.B.: „Die Fahrtkosten für die Teilnahme am Seminar werden erstattet.“)
ge|statten (= erlauben)

Diese fünf ziemlich häufig vorkommenden Verben gehen zurück auf ein Stammverb statten, das früher einmal benutzt wurde, das es aber heute nicht mehr gibt.

Ähnlich ist es bei einem Verb, das jeder kennt: ver|gessen hat die Form eines zusammengesetzten, untrennbaren Verbs, aber es gibt weder ein Verb gessen noch irgendwelche  anderen Zusammensetzungen damit. Tatsächlich gehen vergessen, essen und fressen auf eine gemeinsame Wurzel in früheren Sprachstufen zurück, die in der heutigen Sprache verloren gegangen ist. Man merkt die Verwandtschaft an den Zeitformen, die noch immer gleich sind: essen – aß – gegessen | vergessen – vergaß – vergessen | fressen – fraß – gefressen.

Zu er|lauben gibt es kein Stammverb lauben. Und ent|lauben ist nur scheinbar ein Verwandter: Es kommt von Laub = Blätter und bedeutet, die Blätter von einem Baum oder Strauch zu entfernen.

Jeder kennt das zusammengesetze Verb verlieren, aber es gibt kein einfaches Verb lieren, und es gibt auch keine anderen Zusammensetzungen damit.

Diese Verben nennen wir unechte zusammengesetzte Verben: Sie funktionieren grammatisch genauso wie die anderen zusammengesetzten Verben, aber man kann sie nicht auseinandernehmen.

Mehr zu den Verben mit unselbstständigem Präfix, die immer untrennbar sind, erfährst du hier.

Und Übungen mit zusammengesetzten Verben findest du hier.