Nomen mit der Vorsilbe un-

 

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Un- verwandelt die Bedeutung des Nomens in das Gegenteil

Wenn jemand von einem Unglück betroffen ist, dann hat er gerade kein Glück. Als Unsinn bezeichnen wir eine Aussage oder ein Handeln, die keinen Sinn ergeben. Wenn jemand von Unruhe erfasst wird, dann ist es mit seiner Ruhe vorbei. Und wenn jemand Unlust empfindet, dann hat er keine Lust, etwas zu tun.

Aber so einfach funktioniert es nicht immer…

Un- als Vorsilbe der Abwertung

Wenn wir von einem Unwetter sprechen, bedeutet das nicht, dass das Wetter eine Pause macht, dass es also vorübergehend überhaupt kein Wetter gibt. Ganz im Gegenteil: Ein Unwetter ist ein ganz besonders schlechtes Wetter, ein gefährliches Wetterereignis: Starker Sturm, starker Regen, Blitz und Donner, oder alles zusammen. Ein Unfall ist schlimmer als ein Fall oder Sturz: Jemand verletzt sich, oder es geht etwas kaputt. Und wenn jemand zur Unzeit an deiner Wohnungstür klingelt, zum Beispiel mitten in der Nacht, dann ist das einfach nicht die richtige Zeit für einen Besuch. Du reagierst dann mit Unmut, das heißt du bist sauer, dass du geweckt worden bist. Und du sagst zu dem Störer:

Das ist doch ein Unding, dass Sie mich mitten in der Nacht wecken!

Ein Unding ist also nichts zum Anfassen, sondern etwas, das nicht passieren sollte.

Wenn jemand eine Untat begeht, dann bedeutet das nicht, dass er nichts getan hat, sondern dass er etwas besonders Schlimmes gemacht hat. Ein Unwort ist ein Wort, das man nicht benutzen sollte, weil es jemanden beleidigt oder die Wirklichkeit verdreht darstellt. Die Bezeichnung von Asybewerber*innen als Sozialtouristen ist ein solches Unwort, denn Flüchtlinge reisen nicht zum Spaß, und sie kommen nicht wegen des Bürgergeldes. Deshalb wurde Sozialtourismus von der Gesellschaft für Deutsche Sprache zum „Unwort des Jahres 2013“  gewählt.

Un- als Gegenteil von Nomen, die es nicht gibt

Ein Ungetüm ist ein großes, gefährlich wirkendes Tier. Aber man kann das Wort auch für einen Gegenstand benutzen, der für seine Art ungewöhnlich groß und vielleicht deshalb unpraktisch ist:

Dein Auto ist ja ein richtiges Ungetüm! Passt das überhaupt auf einen Platz im Parkhaus?
Oh, dieser Schrank ist ja ein Ungetüm! Wie kriegen wir den die Treppe hinauf?

Aber wenn du jetzt fragst, was denn ein Getüm ist: Das Wort gibt es nicht!

Ähnlich ist es beim Ungeheuer, auch ein furchterregendes Tier, vielleicht ein mythologisches, das es in der Wirklichkeit gar nicht gibt, wie zum Beispiel ein feuerspuckender Drachen mit drei Köpfen. Es gibt zwar das Adjektiv geheuer, aber kein solches Nomen.

Ebenso der Unhold, eine furchterregende und hässliche männliche Person. Es gibt das heute kaum noch benutzte Adjektiv hold (anmutig, lieblich, von zarter Schönheit), aber dieses Wort gibt es nicht als Nomen.

Un- als Ausdruck der Unendlichkeit

Am Himmel gibt es eine Unzahl von Sternen, das heißt, man kann sie nicht zählen. Nach dem Schwimmen haben die Kinder eine Unmenge Pommes Frites gegessen, man kann gar nicht sagen wie viel. Hier geht es weder um das Gegenteil noch um etwas Schlechtes, sondern um sehr große Zahlen oder Mengen, die man nicht genau bezeichnen kann.

Un- als unsinnige Vorsilbe

Es gibt ein Nomen mit Un-, das sehr häufig benutzt wird, das aber eigentlich Unsinn ist: Die Unkosten (nur im Plural). Die Unkosten sind nämlich auch nichts anderes als Kosten. Vielleicht meinen die Leute mit Unkosten solche Kosten, auf denen sie nicht sitzen bleiben wollen, die sie also gerne ersetzt haben möchten, wie in den folgenden Beispielen:

Nach dem Konzert sammeln wir am Ausgang Geld für einen Unkostenbeitrag.
Ihre Unkosten können Sie zusammen mit Ihrem Honorar nach der Veranstaltung geltend machen.

Auf DW-Deutsch Lernen gibt es einen schönen Podcast über die Unkosten: