Satzbau: Hauptsätze

 

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Satzbau – die größte Herausforderung beim Deutschlernen

Der Satzbau gehört zu den größten Herausforderungen beim Deutschlernen. Es geht darum, wie man Sätze miteinander verbindet, und es geht um die Reihenfolge der Wörter in einem Satz. Beides hängt miteinander zusammen: Wenn du zwei Sätze verbindest, kann das zur Folge haben, dass du die Reihenfolge der Wörter in den Satzteilen verändern musst. Die Reihenfolge der Wörter nennt man Satzstellung.

Im Deutschen gibt es zwei Arten von Sätzen, die eine unterschiedliche Satzstellung haben. Darum ist es wichtig, Hauptsätze und Nebensätze voneinander zu unterscheiden. In vielen anderen Sprachen ist dieser Unterschied nicht wichtig.

Hauptsätze

Hauptsätze heißen so, weil sie für sich allein stehen können:

Emma weint.

Minimalform

Das ist die kürzeste Form eines korrekten Satzes. Darin wird gesagt, wer etwas tut – nämlich Emma – und was sie tut – sie weint. Sie weint ist ebenfalls ein korrekter Hauptsatz: Wenn wir schon wissen, wer da etwas tut, benutzen wir anstelle des Namens das Personalpronomen.

Wenn wir nicht wissen oder nicht sagen wollen, wer etwas tut, benutzen wir unpersönliche Pronomen wie man, jemand oder es:

Es regnet.

In manchen Sprachen genügt für den unpersönlichen Ausdruck allein das Verb. Im Deutschen ist regnet für sich allein kein korrekter Satz. In der gesprochen Sprache lässt man allerdings das es auch manchmal weg: Siehst du, kein Problem, läuft doch. Bei regnet würde man das aber nicht machen.

Wir brauchen für einen korrekten Hauptsatz also immer mindestens ein Subjekt (eine Person oder eine Sache, die etwas tut oder mit der etwas geschieht) und ein Verb, dessen Form zum Subjekt passen muss (1., 2. oder 3. Person? Singular oder Plural?). Das Verb drückt außerdem die Zeitstufe (Präsens oder Präteritum) aus. Im Unterschied zur Infinitiv-Form eines Verbs (regnen) nennt man das die finite Verbform oder einfach das finite Verb. Das finite Verb steht auf Platz 2.

Modalverben und Hilfsverben

Wenn Modalverben dazukommen, oder wenn wir Zeitstufen benutzen, die mit Hilfsverben gebildet werden, dann übernimmt das Hilfs- oder das Modalverb die Funktion des finiten Verbs:

Es hat geregnet. Es könnte regnen. Es müsste regnen.

Genauso ist es im Passiv, aber bei regnen macht das Passiv keinen Sinn – nehmen wir also ein anderes Beispiel:

Der Hund wurde oft geschlagen.

Wurde ist hier das Hilfverb, mit dem das Passiv gebildet wird, und hat die finite Verbform. Das Verb, das die Handlung bezeichnet, erscheint im Passiv in der Partizip-Form (geschlagen).

Trennbare Verben

Bei zusammengesetzen, aber trennbaren Verben (das sind die Verben, die auf der Vorsilbe betont werden, wie abfahren) löst sich die Vorsilbe von der finiten Verbform und geht ans Ende des Satzes:

Der Bus fuhr mit 10 Minuten Verspätung am Hauptbahnhof ab.

Eine schöne grafische Darstellung zum Trennen des Verbs habe ich auf „learn German“ bei der Deutschen Welle gefunden:

Ein trennbares Verb teilt sich im Hauptsatz auf. Die finite Form geht auf Platz 2, die Vorsilbe geht auf den letzten Platz.

In unseren Satz über den Bus könnte man noch mehr Information hineinschieben, aber das ab bleibt immer am Ende:

Der Bus fuhr mit mehr als 10 Minuten Verspätung am alten Hauptbahnhof ab.

Die Ankerplätze im Hauptsatz: Platz 2 und der letzte Platz

Die Satzststellung ist im Deutschen sehr variabel und wird benutzt, um Dinge hervorzuheben, indem man sie nach vorne zieht. Aber die finite Verbform ist unser Anker bei der Satzstellung: Das finite Verb muss im Hauptsatz immer auf Platz 2 bleiben. Diese Regel funktioniert allerdings nur, wenn wir uns vorstellen, dass es auch einen „Platz Null“ gibt, der meistens leer bleibt und nur  von ganz bestimmten Wörtern besetzt werden darf. Und ein Platz im Satz kann auch aus mehreren Wörtern bestehen, die fest zusammengehören. Auf Platz 1 hatten wir in den Beispielen oben Emma, es, und der Bus. Auch wenn wir den Satz beginnen mit Der alte verrostete Bus, dann ist das zusammen immer noch Platz 1, der Platz des Subjekts. Sogar mit Relativsatz: Der alte verrostete Bus, der der Firma Graf gehört, fuhr mit 10 Minuten Verspätung am Hauptbahnhof ab.

Video

Hier kannst du das alles viel anschaulicher im Video sehen: Wir lassen die Wörter fliegen, aber Platz 2 und der letzte Platz sind fest.

Zwei Hauptsätze verbinden

Man kann zwei Hauptsätze so miteinander verbinden, dass sie Hauptsätze bleiben. Die einfachste Möglichkeit ist die Verbindung mit und:

Die Katze liegt in ihrem Körbchen, und der Hund frisst aus ihrer Schüssel.

Mit und erzählt man Dinge, die gleichzeitig oder nacheinander passieren. Weil bei und beide Satzteile Hauptsätze bleiben, ändert sich die Satzstellung nicht. Sie bleibt genauso wie bei den unverbundenen Sätzen:

Die Katze liegt in ihrem Körbchen. – Der Hund frisst aus ihrer Schüssel.

Genauso mit Hilfs- und Modalverben:

Die Katze wollte gestern stundenlang in ihrem Körbchen liegen, und in dieser Zeit hat der Hund aus ihrer Schüssel gefressen.

In jedem der beiden Satzteile kommt es wieder auf Platz 2 (wollte, hat) und den letzten Platz (liegen, gefressen) an. Dass in diesem Beispiel der Hund auf Platz 3 gerutscht ist, liegt nicht daran, dass die beiden Hauptsätze verbunden sind, sondern daran, dass wir in dieser Zeit nach vorn gezogen haben, um es zu betonen.

Damit haben wir schon ein anderes Verbindungswort für Hauptsätze: sondern. Es kann nur benutzt werden, wenn im anderen Satzteil gesagt wird, dass etwas nicht passiert. Das kann auch durch den verneinten Artikel kein erfolgen:

Das ist kein Hund, sondern das ist eine Katze.

Weitere Verbindungswörter für Hauptsätze sind:

aber, doch, denn, oder

Aber und doch drücken einen Gegensatz zwischen den Inhalten der beiden Sätze aus. Als Verbindungswörter zwischen Hauptsätzen sind aber und doch austauschbar, doch in der gesprochen Sprache benutzen wir eher aber. Beider Wörter spielen aber auch eine große Rolle als Modalpartikeln.

Denn steht am Anfang eines Satzes, der einen Grund oder eine Ursache benennt. Sätze mit denn geben also Antworten auf Fragen, die mit warum oder weshalb beginnen. Solche Sätze nennt man Kausalsätze. Kausalsätze kann man auch mit weil oder da einleiten, und dann sind sie Nebensätze. Mit Kausalsätzen kann man gut den Wechsel zwischen Haupt- und Nebensatz üben, und deshalb haben wir dazu ein eigenes Kapitel mit Video und interaktiven Übungen.

Oder drückt aus, dass es sich um zwei Möglichkeiten handelt. Logisch bedeutet oder „das eine, das andere, oder beides“. Wenn wir sagen wollen, dass die beiden Möglichkeiten sich ausschließen, beginnen wir den ersten Satz mit entweder und den zweiten mit oder. Entweder … oder gehört zu den zweiteiligen Konnektoren, über die es eine eigene Seite gibt. Auch die zweiteiligen Konnektoren verbinden zwei Sätze so, dass sie Hauptsätze bleiben.

Zusammenfassung

Damit haben wir die wichtigsten Dinge zusammen, die wir brauchen, um Hauptsätze mit korrekter Satzstellung zu bilden und miteinander zu verbinden:

1. Sätze, die allein stehen können, sind Hauptsätze. In Hauptsätzen müssen wir auf den Platz 2 und den letzten Platz achten.

2. Wir müssen das finite Verb erkennen: Es steht in Hauptsätzen immer auf Platz 2.

3. Wenn zum Verb außerdem noch infinite Formen oder abgetrennte Vorsilben von trennbaren Verben gehören, dann müssen sie im Hauptsatz auf den letzten Platz. Platz 2 und der letzte Platz bilden zusammen die sogenannte Satzklammer   im Hauptsatz.

4. Mit den Konjunktionen (Verbindungswörtern) und, oder, aber, doch, oder, sondern kann man zwei Sätze so verbinden, dass sie Hauptsätze bleiben. Die Konjunktion geht auf Platz Null des zweiten Satzteils, und ansonsten bleiben die Sätze unverändert.