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Inhaltsübersicht
Was sind unpersönliche Ausdrucksweisen?
Als „unpersönliche Ausdrucksweisen“ bezeichnet man Sätze, in denen nicht gesagt wird, wer etwas tut. Die Person, die etwas tut oder bewirkt bzw. etwas tun soll, wird nicht genannt: darum „unpersönlich“. Unpersönliche Sätze haben keinen Akteur, also weder eine handelnde Person noch eine wirkende Ursache. Beispiele:
Es regnet.
Man kann hier gut leben.
Die Leute essen und trinken viel.
Es wird viel gegessen und getrunken.
Heute wird viel gegessen und getrunken.
Dass du den Wettkampf gewonnen hast, wird in der Zeitung bekannt gemacht.
Das ist eine noch zu bewältigende Herausforderung.
Unpersönliche Ausdrucksweisen im Aktiv
Im Aktiv brauchen wir immer ein Ersatz-Subjekt wie es, man, (irgend)einer, (irgend)jemand, (irgend)etwas, niemand, nichts, alles (man nennt diese Wörter Indefinitpronomen oder unbestimmte Pronomen) oder als Plural von man: die Leute.
Im Aktiv bleiben diese Ersatzsubjekte im Satz, auch wenn sie durch andere Satzglieder von der Position 1 (der Position vor dem finiten Verb) verdrängt werden:
Es regnet heute. ⇒ Heute regnet es.
Jemand hat gestern im Restaurant seinen Schirm vergessen. ⇒ Gestern hat jemand im Restaurant seinen Schirm vergessen.
Nichts kann uns trennen. ⇒ Uns kann nichts trennen.
Die Leute regen sich über die Rundfunkgebühren auf. ⇒ Über die Rundfunkgebühren regen sich die Leute auf.
Unpersönliche Ausdrucksweisen im Passiv – das „subjektlose“ Passiv
Das unpersönliche Passiv braucht kein Subjekt.
Man feiert heute. ⇒ Heute wird gefeiert.
Die Leute essen und trinken im Garten. ⇒ Im Garten wird gegessen und getrunken.
Aber auch im Passiv darf die Position 1 im Hauptsatz niemals leer sein! Wenn da also nichts anderes steht, muss das Ersatz-Subjekt es einspringen.
Heute wird gefeiert. ⇒ Es wird heute gefeiert.
Dass du den Wettkampf gewonnen hast, wird in der Zeitung bekannt gemacht. ⇒ Es wird in der Zeitung bekannt gemacht, dass du den Wettkampf gewonnen hast.
Das wird zusätzlich erklärt im folgenden Video:
Modales Partizip
Grammatisch besteht das modale Partizip aus der Infinitivpartikel zu und dem Partizip I. Man könnte auch sagen, dass es sich um die Bildung des Partizips aus einem Satz der Möglichkeit oder Notwendigkeit in der Form „sein + zu + Infinitiv“ handelt:
Die Aufgabe ist zu erledigen. Es ist eine zu erledigende Aufgabe.
Die Bezeichnung „modales Partizip“ erklärt sich daraus, dass darin ein Modalverb gewissermaßen versteckt ist. Wenn man das modale Partizip in einen Relativsatz umformt, benutzt man entweder die Form der Möglichkeiteit oder Notwendigkeit mit „sein + zu + Infinitiv“, oder man muss dieses implizite Modalverb explizit machen. Für die Wahl des Modalverbs gibt es keine Regel; die Umformung ist nur mit einem Verständnis des Sinns einer Aussage möglich. Wenn es sich um eine Empfehlung handelt, kann man den Konjunktiv II von sollen benutzen – sollte.
eine unbedingt zu beachtende Regel = eine Regel, die zu beachten ist = eine Regel, die unbedingt beachtet werden muss
ein leicht zu übersehendes Verkehrsschild = ein Verkehrsschild, das leicht zu übersehen ist = ein Verkehrsschild, das leicht übersehen werden kann
die heute zuzustellenden Pakete = die Pakete, die heute zuzustellen sind = die Pakete, die heute zugestellt werden sollen/müssen
eine nicht zu unterschätzende Herausforderung = eine Herausforderung, die nicht zu unterschätzen ist = eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen sollte
ein nicht zu überwindendes Hindernis = ein Hindernis, das nicht zu überwinden ist = ein Hindernis, das nicht überwunden werden kann
eine auf keinen Fall zu missachtende Sicherheitsregel = eine Sicherheitsregel, die auf keinen Fall zu missachten ist = eine Sicherheitsregel, die man auf keinen Fall missachten darf
Auch in der Umformung als Relativsatz bleibt der Ausdruck unpersönlich – es wird nicht gesagt, wer etwas tun muss, soll, kann oder nicht darf. Deswegen wurde in den Beispielen mal das Passiv und mal eine Form mit man benutzt.
Soweit es entsprechende Adjektive der Möglichkeit gibt, kann man alternativ auch diese benutzen:
ein nicht zu überwindendes Hindernis = ein unüberwindliches Hindernis
ein leicht zu unterdrückender Gedanke = ein leicht unterdrückbarer Gedanke
Das modale Partizip ist immer Ergänzung zu einem Nomen und wird dekliniert wie ein Adjektiv. Die Steigerungsformen werden jedoch mit einem Adverb gebildet, das man ggf. passend hinzufügen muss, nicht mit dem Partizip selbst:
eine noch dringender zu beachtende Regel
das am leichtesten zu übersehende Verkehrsschild
die mit höchster Priorität zuzustellenden Pakete
die am wenigsten zu unterschätzende Herausforderung
das am schwierigsten zu überwindende Hindernis
Warum verwendet man unpersönliche Ausdrucksweisen?
Für die Verwendung einer unpersönlichen Ausdrucksweise kann es mehrere Gründe geben:
- Die/der Sprechende weiß nicht, wer der Akteur ist. Beispiel: Es regnet.
- Es gibt keinen bestimmten Akteur – jede(r) kann gemeint sein. Beispiel: Man kann die deutsche Sprache erlernen.
- Die/der Sprechende möchte das Ergebnis hervorheben und findet den Akteur nicht wichtig. Beispiel: Es ist schon geputzt worden.
- Die/der Sprechende will nicht sagen, wer der Akteur ist: Es wurde nicht dafür gesorgt, dass genug Impfstoff zur Verfügung steht.
- Als Stilmittel: Die unpersönliche Ausdrucksweise klingt „objektiv“. In wissenschaftlichen Texten benutzt man möglichst nicht die 1. Person, man schreibt also nicht ich. Statt Ich habe im Bundesarchiv recherchiert schreibt man Es wurde im Bundesarchiv recherchiert.
- Es ist sowie klar, wer der Akteur ist. Beispiel: Vor dem Essen werden die Hände gewaschen!
Das subjektlose Passiv als Aufforderung – Alternative zum Imperativ
Eltern benutzen gegenüber ihren Kindern das subjektlose Passiv oft als Alternative zum Imperativ. Beispiel:
Imperativ: Wascht euch zuerst die Hände!
Aufforderung mit Modalverb: Ihr sollt euch zuerst die Hände waschen!
Sujektloses Passiv: Zuerst werden die Hände gewaschen! Es werden zuerst die Hände gewaschen! Vor dem Zubettgehen werden die Zähne geputzt! Heute wird das Kinderzimmer aufgeräumt!
Bei diesen Aufforderungen ist klar, wer gemeint ist: Die Kinder sollen etwas tun. Darum kann man das subjektlose Passiv benutzen.
Viele Übungen zur Bildung des Passiv findest du auf ZUM Deutsch Lernen:
Übungen zum Passiv ohne Subjekt findest du hier.
Das Indefinitpronomen man kommt auch im Dativ und Akkusativ vor – eine Übung dazu findest du hier.
Übungen zum modalen Partizip findest du hier.