Partizip

 

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Was ist das Partizip?

Das Partizip ist eine vom Verb abgeleitete Form, die wie ein Adjektiv benutzt wird. Es gibt zwei Formen des Partizips: Partizip I und Partizip II.

Herr Krause hat einen sprechenden Papagei. (Partizip I)
Herr Krause knabbert gern geröstete Nüsse. (Partizip II)

Bildung des Partizips

Partizip I

Das Partizip I wird aus dem Infinitiv + d gebildet. Wie bei einem Adjektiv kommt eine Endung hinzu, die sich im Singular nach dem grammatischen Geschlecht (der/die/das) und immer nach dem Kasus richtet. Und wie bei einem Adjektiv unterscheiden sich die Endungen je nachdem, ob der bestimmte, der unbestimmte oder kein Artikel (Nullartikel) verwendet wird.

Der Käfig des sprechenden Papageis steht in der Küche. (Genitiv)
Herr Krause gibt seinem sprechenden Papagei Futter. (Dativ)
Im Zoo haben wir fliegende Fische gesehen. (Akkusativ Plural Nullartikel)
Wir fanden die fliegenden Fische sehr interessant. (Akkusativ Plural bestimmter Artikel)
Am Himmel stand ein hell leuchtender Stern. (Nominativ Singular unbestimmter Artikel)

Partizip II

Diese Form kennst du schon vom Perfekt, Plusquamperfekt und Passiv. Wenn du das Hilfverb weglässt, hast du die Grundform des Partizips II. Es bekommt die gleichen Adjektiv-Endungen wie das Partizip I.

Wir haben die Handtücher gewaschen. Die frisch gewaschenen Handtücher hängen jetzt auf der Leine.
Ihr Auto wurde repariert. Sie können das reparierte Auto jetzt abholen.
Ich hatte dir ein Buch geschenkt. Hast du das geschenkte Buch noch?

Partizip und Relativsatz

Man kann das, was mit einem Partizip gesagt wird, auch mit einem Relativsatz ausdrücken. Mit einem Relativsatz ist es etwas umständlicher, aber auch präziser. Darum zeige ich dir zuerst die Umformung des Partizips in einen Relativsatz und erkläre erst danach die unterschiedliche Bedeutung von Partizip I und II.

Auf der Straße sah ich ein sehr schnell laufendes Kind. ⇔ Auf der Straße sah ich ein Kind, das (gerade in diesem Augenblick) sehr schnell lief.
Vorsicht, auf der Straße ist ein sehr schnell laufendes Kind! ⇔ Vorsicht, auf der Straße ist ein Kind, das (jetzt gerade) sehr schnell läuft.

Frisch gebratene Fische sind mein Lieblingsessen. ⇔ Mein Lieblingsessen sind Fische, die frisch gebraten (worden) sind.
Frisch gebratene Fische waren für meinen Opa eine Delikatesse. ⇔ Für meinen Opa waren Fische, die frisch gebraten (worden) waren, eine Delikatesse.

Bedeutung und Gebrauch

Partizip I

Das Partizip I bezeichnet einen Vorgang oder eine Handlung, die gleichzeitig und unabgeschlossen ist. Bei der Umformung in einen Relativsatz bekommt dieser die gleiche Zeitstufe wie der Hauptsatz.

Ich sah ein Kind, das schnell lief. Ich sehe ein Kind, das schnell läuft. Ich sehe/sah ein schnell laufendes Kind.

Partizip II

Das Partizip II bezeichnet einen Vorgang oder eine Handlung, die vorzeitig und abgeschlossen ist. Der Relativsatz bekommt immer eine Zeitstufe, die vor der Zeitstufe des Hauptsatzes liegt.

Ich esse gerne Fische, die frisch gebraten (worden) sind. Mein Opa aß gerne Fische, die frisch gebraten (worden) waren. Beide mochten wir gerne frisch gebratene Fische.

Bei den transitiven Verben – das sind die Verben, die ein Akkusativ-Objekt haben können und die deshalb im Passiv gebraucht werden können – hat das Partizip II immer auch eine Passiv-Bedeutung: Die Fische sind gebraten worden. Das ist Auto ist repariert worden.

Bei den intransitiven Verben, die nicht im Passiv gebraucht werden können, hat das Partizip II eine aktive Bedeutung.

Die in das Stadion eingelaufenen Sportler versammelten sich im Kreis. ⇔ Die Sportler, die in das Stadion eingelaufen waren, versammelten sich im Kreis.

Einlaufen ist ein Verb der Bewegung, das im Passiv keinen Sinn ergibt. Das sieht man schon daran, dass Perfekt und Plusquamperfekt mit sein und nicht mit haben gebildet werden. Trotzdem kann man das Partizip II bilden: Die eingelaufenen Sportler sind diejenigen Sportler, die schon in das Stadion eingelaufen sind. Für sie ist das Einlafen abgeschlossen und vorzeitig: Sie sind eingelaufen, bevor sie sich im Kreis versammeln.

Erweitertes Partizip

Man sprich von einem „erweiterten“ Partizip, wenn noch etwas dazukommt. Wir hatten in den obigen Beispielen schon einige Sätze mit erweitertem Partizip.

ein hell leuchtender Stern
die frisch gewaschenen Handtücher
ein sehr schnell laufendes Kind
frisch gebratene Fische

Die Erweiterung steht immer zwischen dem Artikel (wenn der betreffende Ausdruck überhaupt einen Artikel hat) und dem Partizip. Theoretisch kann man sehr viele Informationen in eine solche Erweiterung packen; man kann sogar ein weiteres Partizip und eine sogenannte Apposition in die Erweiterung einbauen.

Ein durch einen schwer löschbaren Brand vor der Küste Sri Lankas, dem Inselstaat südöstlich vor Indien, stark beschädigtes Containerschiff droht zu sinken.

Der gesamte fett hervorgehobene Teil des Satzes ist die Erweiterung des Partizips beschädigtes. Der zusätzlich rot hervorgehobene Teil ist ein erweitertes Partizip innerhalb der großen Erweiterung. Und der blau hervorgehobene Teil ist die Apposition, die darüber informiert, wo Sri Lanka liegt. Das ist ein bisschen wie Mathematik:

Ein (durch einen {schwer löschbaren} Brand vor der Küste Sri Lankas, {dem Inselstaat südöstlich vor Indien}, {stark} beschädigtes) Containerschiff droht zu sinken.

Solche Sätze löst du am besten schrittweise auf, indem du die Einschübe zunächst überspringst.

Ein Containerschiff droht zu sinken.
Ein beschädigtes Containerschiff droht zu sinken.
Ein durch einen Brand stark beschädigtes Containerschiff…
Ein durch einen schwer löschbaren Brand vor der Küste Sri Lankas stark beschädigtes Containerschiff…
… vor … dem Inselstaat südöstlich von Indien

Solche Sätze sind nicht schön, aber wenn du sie schrittweise auflösen kannst wie einen mathematischen Ausdruck mit Klammern, dann verlieren sie ihren Schrecken.

Modales Partizip

Bildung

Die zu lösende Aufgabe besteht darin, die durchschnittliche Geschwindigkeit zu berechnen.

Das modale Partizip wird gebildet mit zu + Partizip I. Oder man könnte sagen: Man bildet aus einem Ausdruck mit zu das Partizip.

Heute ist diese Aufgabe zu lösen. Das ist die heute zu lösende Aufgabe.

Siehe hierzu die Seite  „Ausdrucksweisen der Möglichkeit oder Notwendigkeit“ – Sätze mit sein + zu + Infinitiv sind eine Form, die Notwendigkeit von etwas auszudrücken.

Es gibt kein modales Partizip mit Partizip II.

Warum heißt es „modales Partizip“?

Das Beispiel zeigt auch, woher die Bezeichnung „modales Partizip“ kommt: Es ersetzt einen Relativsatz mit  Modalverb. Es kann die Modalverben können, müssen, sollen und nicht dürfen ersetzen, aber nicht mögen, wollen oder dürfen ohne Verneinung. Anders gesagt, es geht um den Ausdruck der (Un-) Möglichkeit (können, nicht dürfen) oder der Notwendigkeit (müssen, sollen). Welches Modalverb gemeint ist, kann man nur aus dem Sinnzusammenhang erkennen. Manchmal ist es nicht eindeutig, d.h. man kann den Ausdruck mit modalem Partizip unterschiedlich verstehen.

Die zu lösende Aufgabe besteht darin, die durchschnittliche Geschwindigkeit zu berechnen.
= Die Aufgabe, die gelöst werden muss/soll, besteht darin, die durchschnittliche Geschwindigkeit zu berechnen.

Die zu bauende Autobahnverbindung zwischen A und B
= Die Autobahnverbindung, die zwischen A und B gebaut werden soll

Hier würde man wohl nicht muss sagen, weil es bisher auch ohne diese Autobahn ging. Allenfalls die Baufirma, die einen Vertrag über das Bauen dieser Verbindung unterschrieben hat, muss nun bauen.

Umwandlung in Relativsatz

Die Schüler sitzen verzweifelt vor der zu lösenden Mathe-Aufgabe.
= Die Schüler sitzen verzweifelt vor der Mathe-Aufgabe, die sie lösen müssen.

Soweit die Ausdrücke der Notwendigkeit.

Weitere Möglichkeiten der Umwandlung

Wenn es um die Möglichkeit geht, gibt es mehrere Varianten, das modale Partizip durch einen Relativsatz zu erstezen:

Der Fahrer hat das klar zu erkennende Verkehrsschild nicht beachtet und muss deshalb eine Strafe zahlen.

Der Fahrer hat das Verkehrsschild nicht beachtet, das er/man klar erkennen konnte, und muss deshalb eine Strafe zahlen.
das klar zu erkennen war,
das klar erkennbar war,

Genauso bei der Unmöglichkeit:

Das in der Dunkelheit nicht zu sehende Reh wurde überfahren.

Das Reh, das in der Dunkelheit nicht gesehen werden konnte, wurde überfahren.
das man in der Dunkelheit nicht sehen konnte,
das in der Dunkelheit nicht zu sehen war,
das in der Dunkelheit nicht sichtbar war,

Wenn es ein Adjektiv gibt, das die Möglichkeit ausdrückt – das ist meistens ein   Adjektiv mit der Endsilbe -bar – dann kann man das modale Partizip auch direkt durch das Adjektiv ersetzen und braucht dafür keinen Relativsatz:

Der Fahrer hat das klar zu erkennende Verkehrsschild nicht beachtet.
= Der Fahrer hat das klar erkennbare Verkehrsschild nicht beachtet.

Das in der Dunkelheit nicht zu sehende Reh wurde überfahren.
= Das in der Dunkelheit nicht sichtbare Reh wurde überfahren.

Übungen

Ich finde, man kann das Partizip am besten üben, wenn man es in einen Relativsatz umformt, oder wenn man umgekehrt einen Relativsatz umformt in einen Ausdruck mit Partizip. Beim Umformen in einen Relativsatz übt man den Satzbau und lernt, die Bedeutung des Partizips präzise auszudrücken. Beim Umformen eines Relativsatzes in einen Ausdruck mit Partizip muss man sich zwischen Partizip I und II entscheiden und dann die grammatisch passende Endung für das Partizip finden.

Auf ondaz findest du solche Übungen  hier und speziell zum modalen Partizip hier.

Weitere Übungen auf externen Webseiten findest du hier 

und hier: