Attribute

 

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Bestimmt hast du sie schon selbst verwendet – aber wenn du dir die Konstruktionsprinzipien von Attributen klarmachst, kannst du deutsche Sätze besser überschauen. Du wirst deutsche Texte auf einem höheren Niveau schreiben können. Und du wirst feststellen, dass Vieles, was du schon kennst, eigentlich Attribute sind.

Was sind Attribute?

Das Haus brennt.

Das ist ein grammatisch vollständiger Satz. Wenn du in einem Haus bist, und jemand ruft:

Das Haus brennt!

dann wirst du auf die Straße laufen, um dich in Sicherheit zu bringen.

Wenn du aber mit deinem Gesprächspartner an der Bushaltestelle stehst, wirst du mit dem Satz

Das Haus brennt.

nicht viel anfangen können. Der Satz enthält zu wenig Information. Du wirst nachfragen: Welches Haus brennt?

Die Antwort könnte sein:

Das grüne Haus brennt.

Aber vielleicht gibt es viele grüne Häuser in deiner Nachbarschaft. Dein Gesprächspartner könnte dann sagen:

Das alte grüne Haus brennt.

Alt und grün gehören zur Wortart der Adjektive. Aber in diesem Satz, an dieser Stelle im Satz, haben sie die Funktion von Attributen. Attribute enthalten Informationen, die zu einem Nomen hinzugefügt werden. Nichts anderes bedeutet das lateinische Wort Attribut: die Hinzufügung oder Beifügung. Das Nomen, zu dem eine Information hinzugefügt wird, ist in unserem Beispiel das Wort Haus. Das Haus wird durch das Attribut näher beschrieben: Es ist alt und hat einen grünen Anstrich.

Links- und Rechtsattribute

Vielleicht ist deinem Gesprächspartner immer noch nicht klar, welches Haus gemeint ist. Dann könntest du ein weiteres Attribut hinzufügen,  z.B. so:

Das alte grüne Haus an der Straßenecke brennt.

Oder:

Das alte grüne Haus mit dem Türmchen brennt.

Wenn ein Adjektiv die Funktion des Attributs übernimmt, steht es vor dem Nomen, also bei unserer Art, von links nach rechts zu schreiben, links vom Nomen. Darum nennt man es Linksattribut. Wir werden weiter unten sehen, dass noch einige weitere Wortarten die Rolle eines Linksattributs spielen können.

Andere Attribute stehen hinter dem Nomen, also rechts davon, und heißen deshalb Rechtsattribute. Mit ihnen kann man z.B. den Standort (an der Straßenecke) einer Sache beschreiben oder Merkmale einer Sache benennen (mit dem Türmchen), die sich nicht mit einem Adjektiv ausdrücken lassen.

Man kann auch das Material benennen, aus dem etwas hergestellt worden ist:

Das alte grüne Haus aus Holz brennt.

Für aus Holz gibt es aber auch das Adjektiv hölzern. Da hölzern ein Adjektiv ist, gehört es als Attribut nach links. Da man aber nicht gerne mehr als zwei Attribute hintereinander stellen möchte, müsste man auf eines verzichten:

Das alte hölzerne Haus an der Straßenecke brennt.

In diesem Fall gibt es aber auch das zusammengesetzte Nomen ( Kompositum) Holzhaus. Wenn man das benutzt, könnte man sagen:

Das alte grüne Holzhaus an der Straßenecke brennt.

Das Attribut kann also auch durch Zusammensetzung in das Nomen hineinschlüpfen und dadurch Teil des Nomens werden.

Artikel und Possessivpronomen vor dem Linksattribut

Natürlich kannst du den bestimmten Artikel auch durch einen unbestimmten ersetzen:

Ein altes grünes Holzhaus brennt.

Und du kannst den Artikel durch ein  Possessivpronomen ersetzen:

Unser altes grünes Holzhaus brennt.

Mehrfachattribute

Auf der linken Seite haben wir in unseren Beispielen schon die ganze Zeit zwei Attribute:

Das alte grüne Haus…

Auch auf der rechten Seite können zwei Attribute stehen:

Das alte grüne Haus aus Holz an der Straßenecke brennt.
Linksattribut 1 Linksattribut 2 Rechtsattribut 1 Rechtsattribut 2

Man muss bei der Häufung von Attributen aber sehr aufpassen, dass keine Missverständnisse entstehen:

Das alte grüne Haus an der Straßenecke mit dem Türmchen brennt.

Wo ist hier ein Türmchen? An dem brennenden Haus, oder an der Straßenecke? Das ist nicht klar, weil jedes Nomen  Attribute haben kann. Es könnte also auch gemeint sein:

An der Straßenecke mit dem Türmchen brennt ein altes grünes Haus.

Das Türmchen gehört bei dieser Satzstellung eindeutig zur Straßenecke, nicht zum Haus.

Welche Wortarten oder Ausdrücke können als Attribute dienen?

Linksattribute

Adjektive als Linksattribut

Wir erwähnen sie hier nur noch einmal, damit die Liste vollständig wird. In den ersten Beispielen bestand das Linksattribut aus Adjekten:

Das alte grüne Haus brennt.

In der Position links vom Nomen werden die Adjektive dekliniert, d.h. ihre Endung richtet sich danach, welchen Artikel und welchen Fall das Nomen hat und ob es Signular oder Plural ist. Wir werden unten sehen, dass es auch möglich ist, ein Adjektiv als Rechtsattribut zu benutzen – wenn es rechts vom Nomen steht, wird es nicht dekliniert.

Partizipien als Linksattribut

An die Stelle des Adjektivs kann auch ein Partizip treten, und zwar sowohl Partizip I als auch Partizip II:

Das brennende Haus an der Straßenecke wird von der Feuerwehr gelöscht.

Das abgebrannte Haus an der Straßenecke kann nicht wieder aufgebaut werden.

Partizipen funktionieren hier genauso wie Adjektive und werden wie Adjektive dekliniert. Sie können auch mit Adjektiven kombiniert werden:

Das abgebrannte alte Haus kann nicht wieder aufgebaut werden.

Eigennamen im Genitiv als Linksattribut

Das Linksattribut kann auch ein Eigenname im Genitiv sein. Dann fällt der Artikel weg. Meistens wird man dann auch kein Rechtsattribut mehr benötigen, weil der Gegenstand der Aussage durch die Nennung des Besitzers hinreichend bestimmt ist.

Elisas Haus brennt.

Elisas Haus in Dortmund ist abgebrannt. (Nur sinnvoll, wenn sie noch Häuser in anderen Städten hat.)

Hamburgs Rathaus muss dringend saniert werden.

Hamburgs altes Rathaus an der Alster muss dringend saniert werden. (Nur sinnvoll, wenn Hamburg mehrere Rathäuser hat.)

Russlands Soldaten sind nicht gut motiviert.

Als Linksattribut im Genitiv funktionieren also nicht nur Namen von Personen, sondern auch von Städten oder Ländern. Der Genitiv wird durch Anhängen von s gekennzeichnet.

Bei Ländern geht das aber nur bei Ländernamen ohne Artikel. Ländernamen mit Artikel können als Rechtsattribut stehen, wir wir gleich sehen werden.

Rechtsattribute

Bei den Rechtsattributen gibt es hinsichtlich der Wortart erheblich mehr Möglichkeiten als bei den Linksattributen. Es kommen in Frage:

Genitivattribute (= Nomen im Genitiv)

Das Haus des Bürgermeisters brennt.

Die Exporte der Türkei sind gewachsen.

Beim zweiten Beispiel haben wir ein Land mit Artikel. Solche Ländernamen müssen als Genitivattribute rechts vom Nomen stehen.

präpositionales Attribut

Diesen Typ haben wir in den Beispielen oben schon viele Male benutzt:

Das Haus aus Holz ist abgebrannt.

Das Haus an der Ecke brennt.

Die aktuelle Ausstellung im Museum ist sehr interessant.

Mit der Präposition von kann ein präpositionales Attribut dasselbe ausdrücken wie ein Genitivattribut:

Berliner Wappen
Wappen von Berlin

Das Wappen von Berlin zeigt einen Bären.
= Berlins Wappen zeigt einen Bären.
= Das Berliner Wappen zeigt einen Bären.

Beim dritten Beispiel haben wir als Attribut ein Adjektiv, das aus dem Namen einer Stadt gebildet wurde. Es bleibt bei der Großschreibung, die zeigen soll, dass das Adjektiv aus einem Eigennamen abgeleitet ist.

Adverbien als Rechtsattribut

Das Haus dort ist letzte Woche abgebrannt.

Unser Gespräch gestern hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.

Aus manchen Adverbien kann man  Adjektive bilden. Solche Adjektive können dann nur links stehen:

Unser gestriges Gespräch hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.

Infinitiv mit zu als Rechtsattribut

Das Recht zu leben ist vom Grundgesetz garantiert.

Das Recht, seine Meinung frei zu äußern, ist vom Grundgesetz garantiert.

 Wenn der Infinitiv mit zu allein steht, benutzt man keine Kommas. Wenn er dagegen „erweitert“ ist, also wenn noch Wörter dazukommen, dann wird er in Kommas eingeschlossen.

Relativsatz als Rechtsattribut

Das alte grüne Haus, das an der Straßenecke steht, ist gestern abgebrannt.

Die meisten präpositionalen Attribute können auch durch einen Relativsatz ausgedrückt werden. Aber man muss dann kreativ sein und das passende Verb finden. Man muss also wissen, dass ein Haus irgendwo steht, während ein Bild an der Wand hängt oder ein Kugelschreiber in der Schublade liegt. Geschriebener Text steht grundsätzlich irgendwo, nicht nur an einer Hauswand, sondern auch in einem Buch.

Wo steht, dass ich auf der Landstraße nicht schneller als 100 Stundenkilometer fahren darf? – In der Straßenverkehrsordnung.

Apposition

Die Apposition ist eine verkürzte Form des  Relativsatzes:

Das alte grüne Haus an der Ecke, ein Einfamilienhaus, ist gestern abgebrannt.
= Das alte grüne Haus an der Ecke, das ein Einfamilienhaus ist, ist gestern abgebrannt.

Olaf Scholz, Deutschlands derzeitiger Bundeskanzler, ist kein guter Redner.
= Olaf Scholz, der derzeit Deutschlands Bundeskanzler ist, ist kein guter Redner.

In diesen Beispielen wird durch die Apposition vermieden, dass man zweimal hintereinander ist sagen muss. Dasselbe Wort zweimal direkt hintereinander zu sagen oder zu schreiben, wird im Deutschen als schlechter Sprachstil empfunden.

Eine Apposition kann auch nach einem Pronomen stehen wie im folgenden Beispiel:

Das Königspaar war 60 Jahre lang verheiratet. Er, ein deutscher Adliger, war hochgewachsen. Sie, von eher zierlichem Äußeren, war ausdauernd und willensstark.

Auch ein Adjektiv oder Partizip kann als Apposition verwendet werden, z.B. um es stärker zu betonen als wenn das Adjektiv als Linksattribut stehen würde:

Die Hinweisschilder zu den Autobahnausfahrten, blau, stehen erstmals 2 km vor jeder Ausfahrt.
= Die blauen Hinweisschilder zu den Autobahnausfahrten stehen erstmals 2 km vor jeder Ausfahrt.

In der ersten Variante wird stärker betont, dass die Hinweisschilder auf der Autobahn blau sind. Vor allem macht das Sinn, wenn in den Sätzen vorher davon die Rede war, dass die Hinweisschilder auf anderen Straßen gelb sind.

Das alte grüne Haus, schon halb abgebrannt, konnte schließlich doch noch von der Feuerwehr gelöscht werden.

Wie oben schon erwähnt, werden Adjektive und Partizipen nicht dekliniert, wenn sie rechts vom Nomen stehen.

Auch die Apposition aus Adjektiv oder Partizip ist eigentlich ein verkürzter Relativsatz:

Das Haus, das schon halb abgebrannt war, konnte noch gelöscht werden.

Die Apposition ist eine besondere Form des Rechtsattributs. Sie ist eine verkürzte Form des Relativsatzes: Das Relativpronomen und das Verb fallen weg.

Alle Nomen im Satz können Attribute haben

Bis hierher haben wir nur Attribute betrachtet, die dem Subjekt des Satzes hinzugefügt wurden:

Das alte grüne Haus brennt.

Was brennt? – Das alte grüne Haus. Haus mitsamt seinen Attributen ist daas Subjekt des Satzes.

Aber auch andere Satzglieder können Attribute erhalten:

Der Maler streicht das alte Haus neu an.

Was streicht der Maler an? – Das alte Haus. Haus mitsamt seinem Attibut alt ist das Akkusativ-Objekt.

Die Großmutter schenkt ihrem süßen kleinen Enkelkind ein neues Kuscheltier.

Hier ist ihrem süßem kleinen das Attribut zum Dativ-Objekt (Wem schenkt sie etwas?), und neues ist das Attribut zum Akkusativ-Objekt (Was schenkt sie?).

Das Attribut im Attribut – die „Verschachtelung“ der deutschen Sprache

Wenn alle Nomen Attribute haben können, dann gilt das natürlich auch für Nomen, die selbst schon Teil eines Attributs sind.

Das alte grüne Haus in der neuen, noch nicht ganz fertig gebauten Straße ist abgebrannt.

Schachtelattribut
Schachtel in Schachtel

 

 

 

 

 

 

In diesem Satz sind die Attribute „verschachtelt“, d.h. das eine Attribut steckt in einem anderen Attribut, so wie auf der linken Abbildung eine Schachtel in der anderen steckt. Die Verschachtelung macht es möglich, sehr komplexe Sätze zu bilden, in denen sehr viele Informationen und ihre Beziehungen zueinander ausgedrückt werden können. Der Nachteil ist, dass solche Sätze schwer zu verstehen sind – besonders schwer natürlich für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Je mehr Verschachtelungen man in den Satz einbaut, desto größer wird die Entfernung zwischen dem Subjekt des Satzes und dem Prädikat, also dem Verb, das ausdrückt, was mit dem Subjekt passiert ist. Hier stehen zwischen Haus und ist abgebrannt 9 Wörter. Noch komplizierter wird es, wenn du auch die Art und Weise, wie das Haus abgebrannt ist, näher beschreiben willst:

Das alte grüne Haus in der neuen, noch nicht ganz fertig gebauten Straße ist gestern mit starker Rauchentwicklung abgebrannt.

Das Nomen, seine Attribute und ggf. sein Artikel bilden jeweils ein unteilbares Satzglied

Wenn du den Satz umstellst, z.B. eine Frage daraus machst oder einen Satzteil nach vorne holst, um ihn zu betonen, dann bleibt alle Nomen ihren Attributen und ihren Artikeln zusammen:

Mit starker Rauchentwicklung ist gestern das alte grüne Haus in der neuen, noch nicht ganz fertig gebauten Straße abgebrannt.

Hast du gesehen, wie gestern das alte grüne Haus in der neuen, noch nicht ganz fertig gebauten Straße mit starker Rauchentwicklung abgebrannt ist?

 

Einige Übungen zur Erweiterung von Sätzen durch Attribute findest du  hier.

Übungen zu Appositionen und ihrer Umwandlung in Relativsätze findest du hier (die zweite Übung auf der Seite).